Hans M.: ein Opfer der nationalsozialistischen "Euthanasie"-Aktion
In: Historische Rassismusforschung: Ideologen, Täter, Opfer, S. 347-370
Die Autorin geht in ihrem Aufsatz dem Einzelschicksal des Euthanasie-Opfers Hans M. nach, der im Dezember 1942 in der Anstalt Hadamar in Hessen ermordet worden ist. M., 1920 geboren, war bereits 1935 zwangssterilisiert worden und wurde 1936 wegen "Gemeingefährlichkeit" und "angeborener Imbezillität" zum ersten Mal in die Landesheilanstalt Weilmünster eingeliefert. Nach zwischenzeitlicher Entlassung wurde er 1938 wegen angeblicher Homosexualität erneut eingeliefert und 1941 nach Hadamar verlegt, von wo aus er mehrere erfolglose Fluchtversuche zu seinen Angehörigen, Großeltern und Mutter, unternahm. Die Autorin wertet im folgenden den Briefwechsel zwischen den Großeltern und den Anstalten Weilmünster und Hadamar aus. Sie stellt einerseits heraus, daß in der gesamten Korrespondenz medizinische Kategorien für die Anstaltsunterbringung keine Rolle spielten, sondern Homosexualität und Arbeitsverweigerung waren entscheidend für den Anstaltsaufenthalt. Zum anderen zeigt die Autorin den Willen der Angehörigen auf, mit den Anstalten zusammenzuarbeiten. Dies hatte einen Grund in der Angst vor Sanktionen; Die Tötungen in Hadamar waren Bewohnern der näheren Umgebung der Anstalt nicht unbekannt gewesen. (ICC)